8/15/2010

Jónsi - Go (2010) (8/10)

gute Musik, Teil 2:

Zu meiner Überraschung - ich hatte vorher gar nichts davon mitbekommen - brachte dieses Frühjahr Jónsi, der Sänger der großartigen isländischen Postrocker Sigur Rós, sein Solodebut auf den Markt. Stellte sich nur noch die Frage, was das werden sollte, war das letzte Sigur Rós-Album "Með suð í eyrum við spilum endalaust" zumindest teilweise sehr fröhlich und schnell ausgefallen, das Projekt "Riceboy Sleeps" zusammen mit Jónsis Lebensgefährten Alex, dessen Debut 2009 erschien, hingegen fast rein instrumental und nahezu ohne Spannungsbögen.
"Go" ist die Fortführung der Hinwendung Jónsis zum Pop. Besonders die erste Hälfte des Albums versprüht eine unglaubliche Lebensfreude, lässt einen den Spaß erkennen, den Jón und seine Mitstreiter bei der Aufnahme wohl gehabt haben müssen. Viele Titel sind sehr rhythmuslastig, denn es arbeitete auch ein finnischer Percussionist mit. Auf der zweiten Hälfte gibt Jónsi auch ein paar Mal ruhigeren Klängen hin, was er weiterhin beherrscht - Menschen, die Sigur Rós' Abwendung von ausnahmslos epischen Klangteppichen hin zu kompakteren Titeln nicht begrüßten, werden hiermit allerdings wenig Freude finden. Wer sich allerdings mit einem wunderbaren Frühlingsalbum zufrieden gibt und sich einfach über vor Energie um sich werfender Musik freuen kann, der wird mit der vorliegenden CD seine helle Freude haben. Bis auf zwei Ausnahmen singt Jónsi auf Englisch, und das ist sicherlich nicht akzentfrei, aber wem geht es hier schon um die Texte?
"Boy Lilikoi" ist der Hit der CD und vielleicht auch der beste Anspieltipp zum Probehören. Der Closer "Hengilás" scheint zusammengeklaut von diversen ruhigen Sigur Rós-Titeln (vgl. "Avalon", "Straumnes", Heysátan") und ist in der Tat die Essenz all dieser und ein großartiges Gute-Nacht-Lied. Mein persönlicher bisheriger Song des Jahres ist "Animal Arithmetic", das zunächst wie ein etwas albernes Kinderlied anmutet, aber letztlich all die Energie am besten katalysiert in gut drei Minuten wilden Rumgehüpfes, zwischen erster und zweiter Strophe unvermittelt die Tonart wechselt und sich dann im zweiten Refrain in abenteuerliche Höhen schraubt. Das blanke Glücksgefühl.

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