9/30/2010

frihet.

Ahoi allerseits!

Dieses Mal in kurzem Abstand die nächsten Neuigkeiten aus Oslo:
Montag habe ich mit meinem Professor geskypet und so gut es geht alle Unwegsamkeiten aus dem Weg geräumt. Dann ging es an die letzte Nachtschicht und des nachts um 4 habe ich dann beschlossen, dass meine Bachelorarbeit jetzt fertig ist. Gut, ein Beweis ist ein bisschen hingeschummelt, aber das kann man sich auf 77 Seiten schon einmal erlauben, finde ich. Gut, dass ich dann um 9 das erste Mal aufgewacht bin, vor lauter Nachdenkereien nicht mehr weiterschlafen konnte und mich sofort an den Rechner gesetzt habe, denn Nachts verzapft man dann doch hier und da ganz schön viel Blödsinn und überliest Fehler. Den geschummelten Beweis in einer Viertelstunde also etwas schöner hingeschummelt und wieder zurück ins Bett, knapp 5 Stunden Schlaf ist dann ja doch nicht das Wahre.

Schließlich habe ich die Arbeit nach Göttingen gesandt, wo sie Johannes dankenswerterweise für mich hat drucken und binden lassen und sie schließlich am Mittwoch Mittag abgegeben hat. Vorbei! Untenstehend ein Bild meiner Arbeit, so gebunden sieht das ja schon recht schmuck aus, wie ich finde.

Jetzt muss ich erstmal lernen, mit der freien Zeit umzugehen. Das ist mir heute noch nicht so gelungen, ich hoffe, die nächsten Tage werden da besser:

8:00 Aufstehen, Duschen, Müsli, ab in die Uni (T-Bane knapp verpasst, also dann zu Fuß)
9:15-12:00 Mathematical Optimization, Vorlesung über Netzwerkflussprobleme und spannende Bäume, nach der robusten Optimierung letztes Jahr also nichts wesentlich neues.
12:00 schnell runter in die Mathe-Cafete, ein Tomate-Mozzarella-Brötchen zum Knüllerpreis von 36 Kronen erstanden und wieder 7 Stockwerke aufwärts...
12:15-14:00 Algebraic Geometry III. Da war ich mal wieder nach 2 Wochen, habe mir die Mitschriften der letzten Male abfotografiert und werde die irgendwann vielleicht auch mal durchgehen. Das ist alles sicher hochspannend, aber... muss ich mir das geben nach dem Stress der letzten Wochen?

so viel zum studentischen Teil des Tages, ich ging nach Hause nach Sogn...
14:10-14:25 Nachhauseweg bei sonnigem Wetter in Oslo. Allerdings ist der weiterhin erstaunliche schwarze Wollpulli inzwischen im Einsatz, der bei Temperaturen zwischen -2 und 15 Grad Celsius immer für eine angenehme Umgebungstemperatur sorgt. Heute morgen habe ich Frost auf den Autoscheiben entdeckt.

15:00-17:30 Immer wieder um "noch eine Viertelstunde" verlängerter Mittagschlaf.

jetzt wird es schwierig, zu sagen, was ich überhaupt gemacht habe. Um 9 habe ich mal gekocht und um 11 mit den Norwegischhausaufgaben angefangen. Man hätte ja auch Mathe oder Norwegisch machen können, oder sich anderweitig sinnvoll beschäftigen, aber im Moment finde ich das für ein, zwei Abende mal sehr okay, glaube ich.

Morgen ist dann Cédric Villani, aktueller Fieldsmedaillenträger, in Oslo, und hält einen populärwissenschaftlichen Vortrag zu seinen Forschungen rund um die Boltzmanngleichung. Das kann man sich ja mal anhören. Später dann wieder einmal 4 Stunden Norwegisch und dann ist auch Wochenende, Kopenhagen und so.

Das neue Musikprojekt nimmt auch bald seinen Anfang, und ich kann schon einmal ganz vage von "Special Guests" reden. Mehr dazu dann.

Ach, und dann noch eine Bitte in eigener Sache: Wie viele Leser habe ich hier eigentlich? Vielleicht einfach mal einen sinnlosen oder auch gerne sinnvollen Kommentar unten hinterlassen, würde mich mal interessieren.

Liebe Grüße aus Oslo,
Frederik

9/26/2010

regn. og godt vær når man arbeider.

Hei!

Mal wieder ein paar Zeilen aus Norwegen von mir. Wie derzeit stets zu Beginn meiner Texte: Bei der Bachelorarbeit hatten sich noch ein paar Komplikationen ergeben, die sich aber größtenteils gelöst haben, am morgigen Sonntag wird noch einmal durchgearbeitet und Dienstag dann abgegeben. Auf den letzten Drücker und so...

Ansonsten ist auch bald schon Oktober, Wahnsinn. Die ersten fünf Wochen des Semesters habe ich hinter mich gelassen, und ab nächster Woche kann ich auch endlich richtig mitarbeiten. Das hätte ich mir in Deutschland so wohl nicht leisten können, da ist das Prinzip, dass es hier eben keine wöchentlichen obligatorischen Übungsaufgaben gibt, doch ganz angenehm. Und ich habe voraussichtlich nur noch 2 Mathevorlesungen, die Algebraische Geometrie III dürfte einfach zu abgefahren sein... ich schaus mir nächste Woche noch einmal an.

Letztes Wochenende hieß es dann "ab nach Bergen". Zu siebt haben wir uns Freitag in aller Frühe (Treffpunkt: viertel vor fünf) auf den Weg gemacht, 7 Stunden Zugfahrt gen Westen in die Regenmetropole Bergen. Die Strecke ist durchaus sehr sehenswert, es geht durch Berge, Täler und durch die Hardangervidda, Europas größte Hochebene, und am 1222m hoch gelegenen Bahnhof Finse vorbei. An den umgebenden Hügeln lag dann auch schon Schnee. In Bergen wurden wir auch gleich gebührend empfangen (vom Regen) und dann unsere Herberge aufgesucht.

Angesichts des anhaltenden Regens (diese Stadt ist der Wahnsinn) haben wir uns dann am Samstag zunächst mit Museen begnügt. Nachmittags habe ich mich mit Mareike getroffen, mit der ich Abi gemacht habe und die inzwischen in Bergen studiert. Und abends ging's dann zu Fuß auf Bergens Hausberg, den Fløyen, um die eingeschränkte Sicht zu genießen, und dann mit der Bahn wieder bergab.




Am Sonntag rief dann die Fjordlandschaft, auf einem Touri-Ausflugsboot durch die umgebenden Fjorde. Das Wetter spielte dann auch tatsächlich mit und so gab es durchaus was zu sehen.

So verlebten wir erholsame Tage da drüben, sehr gut, mal aus Oslo rauszukommen. Auf der Rückfahrt verschlief ich das Rinsen in Finse, bitter. ;-) Achja, wenn ihr schon immer das Wort für "etwas mit klarem Wasser abspülen" gesucht habt, es gibt ja das Wort "rinsen"!

Das erste obligatorische Projekt für Optimierung ist auch fertig, ich habe das erste Mal seit längerem so getan, als würde ich programmieren (Matlab, und im Endeffekt waren es dann 15 Zeilen). Und in Norwegisch steht jetzt auch bald die Obligatorisk Oppgave (5-10 Seiten) an. Aber davor geht es kommendes Wochenende erst einmal mit der Fähre nach Kopenhagen!

Achja, es gibt ein neues Projekt für diesen Blog: Um ein bisschen regelmäßiger Musik zu veröffentlichen, habe ich mir vorgenommen, aus jedem der Jahre 2001-2010 (das ist so etwa die Zeit, in der ich Songs schreibe) zwei Songs neu zu interpretieren und aufzunehmen. Man darf gespannt sein, ich weiß auch noch nicht so richtig, was dabei rauskommt und auch nicht, welche Songs es denn sein werden. Wünsche dürfen natürlich gerne geäußert werden, da ihr ja alle mein Repertoire in allen Einzelheiten kennt... also, wenn ihr irgendeinen Song, den ihr von mir kennt, mal gerne in Stil XY (auch da nehme ich Ideen entgegen) hören möchtet, nur los ;-)

Erst einmal: God natt!

9/14/2010

tiden flyr

Ahoi allerseits!
Lang, lang ist's her, seit ich das letzte Mal etwas von mir gegeben habe hier. Das liegt vor allem daran, dass ich weiterhin ausgesprochen gut mit meiner Bachelorarbeit beschäftigt war, jetzt aber so weit bin, dass ich sie wohl nächste Woche abgeben kann, was auch Zeit wird. 70 Seiten sind's am Ende geworden, viel zu viel, aber ich bin halbwegs zufrieden mit dem Ergebnis und gespannt auf die Bewertung...

Daher will ich an dieser Stelle eine kurze Zusammenfassung der letzten zweieinhalb Wochen gebe, so ich mich denn noch an alles erinnere. Da ich leider nicht allzu viel unternommen habe, ist das gar nicht so schwierig - die unternehmenslustige Austauschstudentenzeit beginnt dann kommendes Wochenende mit einem Trip nach Bergen an die norwegische Westküste.

Die Uni läuft inzwischen auf Hochtouren, daher eine Kurzzusammenfassung meiner belegten Veranstaltungen (die, bis auf Norwegisch, alle auf Englisch sind):

Geometric Structures läuft wohl im Endeffekt auf Differentialgeometrie hinaus, ist aber gerade noch wenig spektakuläres Rumgerechne und -klassifiziere von ebener Geometrie. Insbesondere geht's nochmal um Möbiustransformationen. Nicht viel zu tun, und die Übungsaufgaben, so ich sie denn bis jetzt gemacht habe, gehen auch ganz gut von der Hand. Da es ein Skript gibt, kann man sich die Vorlesung ggf. auch mal schenken, ich war heute nach eineinhalb Wochen wieder einmal da und ohne Nachbearbeitung war es problemlos, zu folgen.

Mathematical Optimization ist im ersten Monat nicht weiter aufregend, es geht um Konvexität. Danach werden wohl ausgewählte weiterführende Themen der Optimierung behandelt, das könnte durchaus interessant werden, zumal der Dozent (der allerdings zur Hälfte des Semesters wechselt) wirklich gut ist. An 2 Stunden Vorlesung schließt sich stets eine Stunde Saalübung an, in der ich, nachdem ich in der Vorlesung eine paar Fragen gestellt / Korrekturen gemacht hatte, dann gleich als Diskussionsleitung eingesetzt wurde. War eine lustige Sache. Da gibt es auch schon den ersten Pflicht-Übungszettel, der bis Ende September abzugeben ist und mich zwingt, mal wieder mit Matlab zu programmieren. Da muss ich mich dann erstmal wieder einwurschteln.

Algebraic Geometry III ist der Knüller: 3 oder 4 Studenten, der Rest Doktoranden. Das ist schon alles sehr advanced und interessanterweise kann ich bis jetzt jeder zweiten Vorlesung folgen. Dazwischen läuft irgendein abstrakter Blödsinn, von dem ich noch nie etwas gehört habe und der es wohl erschwert, in der Vorlesung zu bleiben. Mal schauen, wie sich das entwickelt.

Norskkurs, trinn 3 ist weiterhin sehr fordernd und zeitaufwändig. Donnerstag darf ich zusammen mit einer anderen deutschen Austauschstudentin eine eigenhändig dramatisierte Fassung eines Buchkapitels auf die Bühne bringen. Andererseits glaube ich inzwischen auch, dass ich das durchziehen kann. Der Zeitaufwand hierfür ist dann aber doch so hoch, dass es wohl auf die Entscheidung "Algebraische Geometrie oder Norwegisch" hinauslaufen wird. Und bei ersterer Veranstaltung wäre dann immer noch nicht sicher, ob ich sie schaffe...

Alles in allem hält sich meine Arbeit für die Uni bis jetzt in Grenzen, was dadurch begünstigt wird, dass es eben keine wöchentlichen Übungszettel gibt. Sonst wäre ich mit meiner Arbeit wohl auch gut ins Schwimmen gekommen.

Letzte Woche waren Marie und Magdalena, die mit mir in den vergangenen beiden Semestern in Göttingen Norwegisch gelernt haben und deren Besuch wir im Rahmen Tradition gewordener Montagabendskochrunden geplant hatten (der Besuch hat sich um die Hälfte dezimiert, eigentlich hätte ich noch zwei Gäste aus Südschweden bekommen sollen. Aber so war's auch wunderbar.).

Da ließ ich für ein paar Tage Arbeit Arbeit und Uni Uni sein und genoss mit den beiden ein paar Tage als Tourist in Oslo, in der Innenstadt und in der tatsächlich wahnsinnig nahen Bergwelt. Gemeinsam kochen, wandern, die Stadt erkunden, Karten spielen (optimalerweise in der sonnigen Harmonie des Frognerparks) uvm - so lässt es sich doch leben!

Ein paar wunderbare und erholsame Tage waren es, danke Euch beiden dafür (insbesondere für Eure Leidensfähigkeit während stundenlanger Bus- und Zugfahrten hierher nach Oslo, durchaus beeindruckend). (und danke für die hier hoffentlich rechtmäßig eingestellten Bilder...)

Der nächste Bericht kommt schneller und dann mit mehr aufschlussreichem Inhalt, versprochen! Dann kann ich mich auch wirklich als Auslandssemesterstudent präsentieren ;-)

Alles Gute allerseits!

9/04/2010

R.E.M. - Automatic For The People (1992) (10/10)

Es gab eine Zeit, da hörte ich ähnlich viel Musik wie heute, aber nicht so breit gefächert: In erster Linie hörte ich R.E.M.. Und R.E.M.. Und besonders viel auch R.E.M.. Und vielleicht manchmal auch etwas anderes, aber dann doch wieder Musik der Herren aus Athens/Georgia. Mein Vater schenkte mir 2003 die frisch erschienene Best-Of, 2004 die frisch erschienene "Around the Sun" (ihr schwächstes Album). Im Sommer in Nordirland 2005 erwarb ich dann den Klassiker "Automatic for the People" und der packte mich sofort. Meine exzessive R.E.M.-Obsession begann dann im Prinzip ein Jahr später, als ich innerhalb weniger Tage alle übrigen der bis dahin 13 Studioalben erwarb. Und für eine lange Zeit hörte ich kaum etwas anderes. So erklären sich meine last.fm-Charts mit über 20.000 Plays für R.E.M. (Platz 2 folgt mit gut 6000 Plays).


In einer ruhigen, etwas sentimentalen Minute wählte ich dann letzte Woche "Automatic for the People" als Musik meiner Wahl, und es funktionierte wieder. Dabei bin ich mir nicht einmal sicher, ob das das beste Album von R.E.M. ist, aber vielleicht das, welches am meisten sowohl ein Meisterwerk ist als auch massentauglich. "AFTP" ist ein sehr akustisches, zurückgenommenes und auch düsteres Album. Als "album about mortality" wird es oftmals bezeichnet. Und ein Jahr nach dem endgültigen Erlangen des Welterfolges ("Losing My Religion") warf das Album gleich eine ganze Menge Hits ab. "Drive". "The Sidewinder Sleeps Tonite". "Find The River". "Nightswimming". Und ganz vorne "Man on the Moon" und "Everybody Hurts". Was, das ist keine Best Of? Nein, ein reguläres Studioalbum, eigentlich kaum zu glauben.


Das Album schafft es von vorne bis hinten, einen mit seiner Stimmung mitzunehmen, ist in sich geschlossen wie kaum eine andere CD. Und die Stimmung ist keineswegs eine schlechte, sondern vielfach auch eine tröstliche. Und der Abwechslung halber ist mit "Sidewinder" auch ein luftigleichter Popsong auf der Platte, der aber auch nicht aus dem Rahmen fällt. Im dritten Viertel droht das Album ein wenig abzufallen ("Star me Kitten"), wird aber sofort von einem der sensationellsten Albumabschlüsse der Musikgeschichte aufgefangen und in wahnsinnige Höhen katapultiert. Und "Find the River" ist vielleicht das beste, was sich in meiner Musiksammlung findet (interessanterweise funktioniert der Song nur in der etwas Demo-haften Studioversion, live wirkt der Song etwas belanglos). Weitere Highlights zu benennen, spare ich mir, denn: acht der zehn Songs, die ich in den letzten fünf Jahren am häufigsten gehört haben, finden sich auf diesem Album, das sollte für sich sprechen.


Ich spare mir noch mehr Geschwafel und verweise auf das Album, das sollte genügen.